Gastbeitrag:
Christina Wagner
Wie angekündigt, möchte ich an dieser Stelle die Schwergutschiffe der SAL des Typs 183 vorstellen.
Aus den Typen 161 und 176 gingen 2010 die noch leistungsfähigeren Schiffe des Typs 183 hervor. 2006, noch vor Ablieferung der Schiffe des Typs 176 orderte die SAL zwei weitere Schiffe bei der Sietas Werft, deren Krane mit jeweils 1.000 t Hebekraft, gekoppelt 2.000 t, einen neuen Weltrekord aufstellen sollten. Die Konstriktion basierte auf den Typen 161 und 176, sollten aber größer werden und nur noch zwei Krane erhalten.
Am 20. Dezember 2007 kam es bei der Sietas Werft praktisch zu einer Doppelkiellegung. Die Schiffe der Baunummern 1279 (SVENJA) und 1280 (LONE) wurden zeitgleich auf Kiel gelegt.
Als erstes Schiff wurde am 09. Dezember 2010 die Svenja abgeliefert. Am 11. März 2011 folgte das Schwesterschiff Lone. Beide Schiffe waren bei Ablieferung mit den Dynamic Positioning System 1 (DP 1) ausgerüstet. Im Gegensatz zu den Vorgängerschiffen hat man sich bei den Schiffen des Typs 183 für eine geschlossene Brücke entschieden.
Noch im Dezember 2011 entschied man sich bei der SAL die LONE auf das leistungsfähigere DP 2 aufzurüsten. Im selben Jahr traf die Lone in Hamburg bei der damals zur Sietas-Werft gehörende Norderwerft in Hamburg ein. Hier wurde ein 1.200 KW leistendes zweites Bugstrahlruder eingebaut. Zusätzlich erhielt das Schiff zwei ausfahrbare Azimuthstrahler mit einer Leistung von je 1.200 kW. Zur Abdeckung des erhöhten Leistungsbedarfs erhielt die LONE auf dem Hinterschiff ein Maschinenhaus mit drei Hilfs-Dieselmotoren und Generator die je eine Leistung von 1.600 kW erbringen. Im 17. Januar 2012 verließ die aufgerüstete LONE die Hamburger Werft. Durch die Erweiterungen reduzierten sich die Tragfähigkeit von 12.975 t auf 12.500 t. Die Freie-Decksfläche reduzierte sich durch das zusätzliche Maschinenhaus von 3.427 m² auf 3.332 m²
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Später wurden auf Grund des bei Offshore-Arbeiten erhöhten Personals an Bord auf der Steuerbordseite ein zweites Freifallrettungsboot aufgestellt. Da bei derartigen Einsätzen zwischenzeitlich ein Wohnmodul mit eigenen Rettungsbooten Verwendung findet, ist das Freifallboot inzwischen wieder entfernt worden.
Zu den Einsätzen mit größerer öffentlicher Beachtung zählte 2013 die Unterstützung der SVENJA bei der am 13. Januar 2012 verunglückten COSTA CONCORDIA. Am 01. November 2018 machte die SVENJA noch einmal Schlagzeilen. Bei der Verladung einer 800 t schweren Monopipe, einem Gründungspfahl für Offshore-Windkraftanlagen, rutschte dieser aus den Schlingen und beschädigte Schiff und Kai. Glücklicherweise wurde bei diesem Unfall niemand verletzt.
Vom Grundentwurf her, stellen die Schiffe des Typs 183 eine Weiterentwicklung des Typs 176 da. Mit 160,50 m Länge sind sie nur 70 cm länger als ihre Vorgänger. In der Breite wuchsen die neuen Schiffe mit 27,50 m jedoch um 3,50 m an. Mit einer Hauptmaschine Typ MAN 9L 58/64 die 12.610 kW erzeugt, erreichen die Schiffe eine Geschwindigkeit von 20 Knoten.
An der Backbordseite sind zwei der Neufelder Maschienfabrik (NMF) gefertigte Krane mit einer Hebeleistung von jeweils 1.000 t aufgestellt. Die Kräne mit einem Durchmesser in der Basis von 7,80 m prägen die Optik der Schiffe. Bei einer Auslegerreichweite von bis zu 16 m können die Krane 1.000 t heben. Bei 25 m sind es noch 800t, bei 38 m 500 t. Jeder Kran hat ein Hilfshubwerk mit einer Tragkraft von 60 bzw. 10 t.
Neu eingeführt wurde für die Schiffe der Klasse 183 eine Kranverlängerung, eine sogenannte Fly-Jip. Insbesondere bei Offshore-Arbeiten kann die Arbeitslänge um 13 m, oder auch 23 m verlängert werden. Die Tragkraft eines Kranes beträgt dann noch immer 625 t bzw. 500 t.
Mit der Ablieferung der LONE endete der Bau dieser bemerkenswerten Serie von schnellen Schwergutschiffen. 1997 begann er mit der GLORIA, Typ 161, führte über die vier Schiffe des Typs 176 und nach insgesamt 16 Schiffen und endete 2011 mit der Klasse 183, die noch heute auf Platz 3 der stärksten Schwergutfrachter liegt. Für die Sietas-Werft sollte mit der Ablieferung des Typs 183 auch eine Ära zu Ende gehen. Eingeholt von der Kriese im Schiffbau musste die Werft 2011 Insolvenz anmelden. 2014 kam zur Übernahme durch die russische Pella Shipyards. Doch 2021 musste die Pella Sietas Werft erneut Insolvenz anmelden. 2022 begann der Ausverkauf der Ausrüstung der ehemals so erfolgreichen Werft. Damit endet ein weiteres Stück deutscher Schiffbaugeschichte.
Daten der SVENJA und LONE im Vergleich:
Svenja | Lone | |
IMO-Nummer: | 9458901 | 9458913 |
Baunummer: | 1279 | 1280 |
Kiellegung: | 20.12.2007 | 20.12.2007 |
Ablieferung: |
09.12.2010 | 11.03.2011 |
Länge über alles: |
160,50 m | 160,50 m |
Breite: |
27,50 m | 27,50 m |
Tiefgang: |
9,01 m | 9,01 m |
GT: |
15.026 t | 15.199 t |
DWT: |
12.975 t | 12.501 t |
Laderaum: |
107,1 x 17,0 m x 13,5 m | 107,0 m x 17,0 m x13,5 m |
Laderaumvolumen: |
18.470 m³ | 17.735 m³ |
Freie Decksfläche: |
3.427 m² | 3.332 m² |
Kräne: |
2 x 1.000 t, 2 x 60 t, 2 x 10 t | 2x 1.000 t, 2 x 60 t, 2 x 10 t |
Haupt-Maschinenanlage: |
MAN 9L 58/64 12.610 kW |
MAN 9L 58/64 12.610 kW Zusatzstromerzeugung: 3 x 1.600 kW |
Bugstrahlruder: |
1 x 1.200 kW |
2 x 1.200 kW |
Heckstrahlruder: |
1 x 745 kW |
1 x 745 kW |
Azimuthstrahler: |
2 x 1.200 kW |
|
Geschwindigkeit: |
20,0 kn | 20,0 kn |
Bis zur Indienststellung der beiden K3000 Schiffe der niederländischen Jumbo Reederei waren sie die Rekordhalter im Bezug auf Tragkraft der Kräne bei den Schwergutschiffen. Nachdem die niederländische Reederei BigLift 2018 die Tragkraft der Huisman Kräne ihrer HAPPY STAR von 900 t auf 1.100 t, gekoppelt 2.200 t, erhöht hat, nehmen die Schiffe des Typs 183 nunmehr den dritten Platz ein.
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