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Karl-Heinz Brüggmann
Christina Wagner
Nach dem Angriff Putins auf die Ukranine herrscht in Deutschland eine neue Verteidigungspolitik. Entsetzt musste man feststellen, dass die Landesverteidigung nicht mehr gewährleistet ist. Dieses kommt aber nicht überraschend, da die Umstrukturierung und Einsparungen bei der Bundeswehr ihre Fähigkeiten schon über Jahre deutlich infrage stellten. Nun, da 100 Milliarden an Sondervermögen für die Bundeswehr bereitgestellt werden sollen, geht es um die Frage, mit welchen Investionen die Aufgaben der landesverteidigung wieder hergestellt werden können. Eines dürfte aber schon sicher sein, die Versäumnisse der letzten Jahrzente werden sich nicht in kurzer Zeit beheben lassen.
Auch die Marine soll mit neuen Schiffen für die Landesverteidigung verstärkt werden. Bei den letzten Schiffen, den Fregatten der Klasse 125, hat man die Landesverteidigung weitgehends vernachlässigt. Diese Schiffe, die über 3 Milliarden Euro gekostet haben, sind für weltweite "Stabilisierungsaufgaben" und nicht für die Landesverteidigung konzeptiert worden.
Ähnliches gilt auch für die Korvetten der Klasse 130. Bei der Entwicklung stand die Seeausdauer einer effektiven Bewaffnung entgegen. Für die Ausrichtung der Bundeswehr auf weltweite Sicherungsaufgaben waren die Schnellboote nicht geeignet. Daher entschloß man sich 2016 die Schiffsgattung Schnellboote ganz aus der Marine zu entfernen und durch größere Korvetten zu ersetzen. Allerdings wurden die 20 FK-Schnellboote nicht wie zunächst geplant durch 15, sondern nur durch 5 Korvetten ersetzt.
Der Bau der Korvetten entwickelte sich zu einem Programm voller Pannen und technischen Problemen. Die Indienststellung der ersten Korvette, die F-260 Braunschweig, erfolgte erst 2008. Die letzten drei Korvetten, deren Bau 2005 bzw. 2006 begann konnten gar erst 2013 bei der Marine ihren Dienst aufnehmen. Auch in der Folgezeit erwiesen sich die 5 Schiffe derart problembehaftet, dass man wegen der ernormen Kosten von einer Instandsetzung absehen will und sie durch derzeit im Bau befindliche Neubauten ersetzen will. Wenn man sich die Probleme bei Neubauten für die Marine betrachtet, stellt man sich die Frage, was ist nur aus dem einst zu tollen deutschen Schiffbau geworden?
Aber wieder zurück zu den Korvetten. Gerade für den Ostseeraum steht nun zur Diskussion, das weitere Korvetten dieses Typs gebaut werden sollen. Vielleicht bekommt die Marine ja nun doch noch ihre 15 Einheiten? Aber wenn man sich die Korvetten näher betrachtet, stellt sich die Frage, sind sie auch für die Landesverteidigung ausgerüstet? In ihrer bisherigen Ausrüstung, die auf weltweite Sicherungsaufgaben, wie Piratenbekämpfung und Überwachung ausgelegt ist, kann man dieses wohl verneinen. Obwohl mit 1.840 t Verdrängung wesentlich größer als die Schnellboote der Klasse 143 Alabatross und Gepard mit 390 t, ist ihre Bewaffnung nicht erheblich größer.
Die Schnellboote verfügten über 2x OTO 76 mm Geschütze, bzw. 1x OTO Melara 76 mm Geschütz und einem RAM-Starter für Nahbereichs-Luftabwehr-Raketen, sowie 4 Seezeilflugkörper des Typs MM38 EXXOCET. (mehr zum Thema Schnellboote -> Hier
Die Korvetten verfügen über ein OTO Melara 76mm Geschütz, 2x RAM-Starter, 2 x 27 mm Revolverkanonen, wie sie auch beim Tornado oder Eurofighter eingesetzt werden, sowie 4 Seezeilflugkörper Saab RBS15 Mk 3. Mit den Saab RBS15 können über 200 km Entfernung sowohl See- als auch Landziele bekämpft werden. Gegenüber der 40 km Reichweite der Exxocet der Schnellboote wohl der Vorteil der Korvetten bei der Bewaffnung.
Allerdings scheint es bei Schiffen der Größe der Korvetten wichtig zu sein, dass diese auch über eine ausreichende Luftverteidigung verfügen. Abgesehen von dem 76 mm Geschütz mit seiner 18 km Reichweite und den Raketen der RAM-Starter mit 9 km Reichweite, ist eine weitreichendere Luftverteidung fehlanzeige auf den Schiffen. Doch gerade im engen Ostseeraum, wenn man die neue Sicherheitslage betrachtet, besteht die Gefahr von Luftangriffen. Dieses macht eine eigene Luftverteidigung der Schiffe geradezu unabdingbar. Daher wäre es notwendig die gerade im Bau befindlichen fünf Korvetten zu überplanen und mit einem weiteren Raketensystem, zumindest mittlerer Reichweite auszurüsten.
Zur Verbessung der Luftabwehr würde sich die Installation einer Senkrechtstartanalege VLS Mk 41 anbieten. In Kompatibilität mit der Fregatten der Klasse 123 und 124 wäre hier der Einsatz von RIM-7 Sea Sparrow, Reichweite um die 26 km, sowie RIM-162 Evolved Sea Sparrow, mit einer Reichweite von 50 km möglich. Je nach Platzangebot wäre eine größere VLS-Anlage, wie auch zwei kleinere VLS denkbar.
Auf jeden Fall sollte man, wenn sich tatsächlich für den Bau weiterer Korvetten entschieden werden sollte, eine Verbesserung der Bewaffnung, insbesondere der Luftverteidigung, vorgenommen werden. Als ehemaliger Schnellbottfahrer kann ich nur feststellen, sollte man dieses unterlassen, sind es nur größere Schnellboote mit die mit ca. 28 kn wesentlich langsamer sind. Daher ist nur zu hoffen, dass gerade der möglichen Luftgefahr im Ostseeraum bei den zukünftigen Korvetten Rechnung getragen wird. Wobei gerade in den engen Gewässern der Ostsee sich die schnellen und wendigen Schnellboote geeignet haben. Vielleicht kommt es ja auch zu einem Comeback der Schnellboote, wie ich in einem anderen Beitrag ausgeführt habe.
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