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Frachter CELLUS im Glückstädter Hafen


Beitrag:

Christina Wagner

Cellus der Reederei Braren
Die CELLUS im Glückstädter Außenhafen.

 

Zur Zeit liegt im Glückstädter Außenhafen ein seltender Gast. Die CELLUS der Reederei Braren aus Kollmar. Die Reederei mit ihrem Sitz in Ortsteil Bielenberg hat ihren Frachter zwecks Reperaturarbeiten am 17. Januar 2025 im Glückstädter Hafen festgemacht. Nach Medeinberichten soll die CELLUS noch einige Wochen im Glückstädter Hafen zu bewundern sein. Es ist auch zugleich Gelegenheit einen kurzen Blick auf die Geschichte zu werfen.

 

Das Schiff wurde auf der nahen Peters Werft in Wewelsfleth gebaut. Als HEIKE BRAREN  bestellt wurde das Schiff unter dem Charternamen CELLUS am 1. Oktober 1998 an die Reederei übergeben. Sie und die 1999 abgelieferte TIMBUS sind modifizierte Schwesterschiffe der ebenfalls von der Wewelsflether Werft 1996 abgelieferten UTE BRAREN, die als FORESTER in Fahrt kam. Die FORESTER war das Typenschiff von insgesamt 9 Schiffen, die von der Peters Werft  in unterschiedlichen Konfigurationen für verschiedene Reedereien abgeliefert wurden. Gegenüber der FORESTER verfügen die CELLUS und TIMBUS anstelle von 35 t Kränen über 40 t Kräne und haben ein erhöhtes Deckshaus. Die FORESTER wurde 2019 an die chilenische Transmarko verkauft.

 

Die CELLUS löste bei der 1990 gegründeten Rörd Braren Bereederungs- GmbH & Co. KG. die namensgleiche Vorgängerin ab. Noch im Gründungsjahr erwarb die Braren Reederei die 1983 in CELLUS umbenannte HILDEGARD WULFF  (Typ 83c) von der damals ebenfalls in Kollmar ansässigen Reederei Hermann Wulff. Das im Mai 1978 von der J. J. Sietas Werft abgelieferte Schiff fuhr seit 1983 in Charter für die  schwedische Genossenschaft Södra Skogsägarna . Södra ist ein Forst- Holz- und Zellstoffkonzern der sich im Besitz von mehr als 50.000 privaten Waldbesitzern befindet.

 

 

Die 1978 gebaute erste CELLUS. Das 1990 von der Braren Reederei erworbene Schiff wurde 1998 durch die gerade in Glückstadt liegende CELLUS ersetzt. Das Bild zeigt die CELLUS 1989 auf dem Nord-Ostsee Kanal
Die 1978 gebaute erste CELLUS. Das 1990 von der Braren Reederei erworbene Schiff wurde 1998 durch die gerade in Glückstadt liegende CELLUS ersetzt. Das Bild zeigt die CELLUS 1989 auf dem Nord-Ostsee Kanal
Cellus der Braren Reederei auf dem NOK
Die CELLUS (II) auf dem NOK Richtung Ostsee unterwegs. NOK 13.09.2023

Auch die zweite CELLUS fährt seit ihrer Ablieferung als Charterschiff für die Södra. Am 31.12.1999 erhielt die Braren Reederei mit der BRAR BRAREN, die als TIMBUS abgeliefert wurde, ein Schwesterschiff von der Peterswerft Wewelsfleth. Sie löste die ebenfalls 1990 von der Reederei Hermann Wulff übernommende, im September 1983 bei der J. J. Sietas Werft gebaute, TIMBUS (Typ 120) ab.

Timbus, Sietas Typ 120, Braren Reederei
Die 1983 von der Sietas Werft gebaute TIMBUS nach der Übernahme durch die Braren Reederei 1990 auf dem Nord-Ostsee Kanal
Timbus der Braren Reederei
Die TIMBUS (II) löste 1999 ihre Vorgängerin ab. Das Bild zeigt die TIMBUS am 17.08.2019 auf dem NOK. Vor dem Deckhaus ist die inzwischen entfernte Trockenentschwefelungsanlage zu erkennen.

Beide von Södra gecharterten Schiffe befördern Forst- und vor allem Zellstoff für die Papaierindustrie und verkehren in der Regel zwischen Schweden und den Niederlanden und Belgien. Jährlich befördern sie mehr als 600.000 t Zellstoff zu den Kunden der Södra und sind dabei häufig Gast im Nord-Ostsee Kanal.

 

CELLUS der Braren Reederei mit SCR-Katalysator
CELLUS mir Trockenentschwefelungsanlage vor dem Deckshaus. NOK am 03.10.2019

Erwähnenswert ist, dass die CELLUS am 21. November 2002 als erstes Schiff mit dem "Blauen Engel" ausgezeichnet wurde. Auch die anderen beiden auf der Peters Werft gebauten Schiffe, TIMBUS und FORESTER,  erhielten das Umweltzeichen. Alle drei Schiffe haben zur Abgasnachbehanndlung einen SCR-Katalysator (Selektive Katalystische Reduktion), wodurch sich die Schadstoffbelastung durch Behandlung mit Harnstoff um ca. 20 % reduziert.

 

Das Engagement der Reederei im Bereich Umweltschutz wird durch die Beteiligung an verschiedenen Projekten unterstrichen. So wurde bei der TIMBUS ab 2010 zur Abgasreinigung eine Trockenentschwefelungsanlage erprobt. Ab 2015 eine solche Anlage auch bei der CELLUS installiert. Auch beteiligte sich die Reederei am Projekt Schiffsintegrieter BrennstoffZelle (SchiBZ), wobei u. a. die FORESTER als Versuchspattform diente.

 

Auch das derzeit dritte für Södra fahrendes Schiff der Reederei, die ANNIKA BRAREN, ist als innovativ zu bezeichnen. Das am 20. April 2020 von der niederländischen Bodewes Shipyard BV abgelieferte Schiff wurde 2021 in Leer mit einem Flettner-Rotor nachgerüstet. Auf der Back der  86,93 m langen, 15,00 m breiten und 5.023 t tragenden ANNIKA BRAREN  wurde ein 18 m hoher  ECO-Flettner Rotor mit 3 m Durchmesser installiert. Der 27 t schwere Flettner-Rotor soll durchschnittlich etwa 15 % Treibstoffersparnis erbringen.

 

Annika Braren der Reederei Rörd Braren
Die ANNIKA BRAREN mit Flettner-Rotor. Das Bild zeigt sie am 31.07.2022 auf dem NOK ostwärts laufend.

Informationen zur HEIKE BRAREN/CELLUS

 

Die 99,98 m lange und 17,00 m breite CELLUS verfügt über einen Laderaum mit Zwischendecksluke. Der für den Zellstofftransport angepasste Laderaum hat eine Länge von 58,10 m, eine Breite von 14,00 m und eine Höhe von 9,00 m. Die Zwischendecksluke besteht aus 13 Paneelen. Verschlossen wird die 58,40 m lange und 14,40 m breite Ladeluke  mit hydraulischen Faltlukendeckeln aus 2 x 4 Lukensegmenten.

Frachter Cellus der Braren Reederei. NMF Kran 40 t
Kran 2 der CELLUS. Der NMF Kran hat eine Tragkraft von bis zu 40 t und wird beim Zellstoffumschlag mit einer speziellen Traverse ausgesattet.

Zellstoff ist ein empfindliches Transportgut. Da es vor Seewasser geschützt werden muss, kann Zellstoff nur in den Laderäumen gestaut werden. Um Schäden vorzubeugen müssen die Laderäume trocken und frei von Verunreinigungen sein. Da Rost, Fette und andere Verschmutzungen zu Schäden an dem Zellstoff führen können, müssen die Laderäume stets sauber und geruchtsfrei gehalten, sowie die Lukendeckel auf Leckagen untersucht werden. Daher werden die Laderäume auch regeläßig gewartet und in Abständen neu gestrichen.

 

Da die empfindlichen Zellstoffballen nicht wie andere Ladung gegen  Ladunsgbewegung gelascht werden kann, werden für eine sichere Stauung Zwischenräume mit aufblasbaren Gummisäcke aufgefüllt.

 

Für den Ladungsumschlag verfügt das Schiff über zwei von der Neuenfelder Maschinenfabrik (NMF) - heute MacGregor - hergestellt Turmdrehkräne.

 

Die Kräne haben eine maximale Tragkraft von 40 t bei einer Reichweite von 15 m. Bei ihrer maximalen Reichweite von 24 m können noch Lasten bis zu 25 t bewegt werden.

 

Für den Umschlag von Zellstoffballen werden die Kräne mit halbautomatischen Traversen ausgerüstet.

 

Als Hauptmaschine dient ein 4-Takt 8-Zylinder Dieselmotor des Typs MaK 8 M32. Dieser erbringt bei 600 U/min eine Leistung von 3.840 kW. Über ein Getriebe wird diesese Drehzahl des Verstellpropellers auf max. 166 u/min reduziert. Die Dienstgeschwindigkeit der CELLUS beträgt rund 15 Knoten.

 

Für die Stromerzeugung steht während der Fahrt ein 982 kVA leistender Wellengenerator zur Verfügung. Weiterhin  verfügt die CELLUS über einen Dieselgenerator MAN 6L 16/24 mit einer Leistung von 374 kVA. Als Notstromaggregat dient ein 140 kVA leistender Dieselgenerator  Volvo TAMO 122A bereit.

 

Für die Besatzung stehen 15 Unterkünfte zur Verfügung.

 

Die CELLUS fährt, wie weitere sieben der derzeit elf Schiffe der Reederei, unter deutscher Flagge.

 

Daten der CELLUS  
 IMO-Nummer  9173317
Bauwerft: Peterwerft Wewelsfleth
Bau-Nr.: 653
Kiellegung: 07.12.1994
Stapellauf: 02.08.1998
Ablieferung: 01.10.1998
GT 4.231
NT 2.150
DWT 6.252 t
Länge über alles: 99,98 m
Länge zwischen den Loten: 92,44 m
Breite: 17,00 m
Tiefgang:   7,27 m
Ladegeschrirr: 2 Kräne NMF  je 40 t - 15m/ 25 t - 24 m
Laderäume: 1
Laderaum Abmessung: 58,10 m x 14,00 m x 9,00 m
Laderaum Volumen:

Ballen:         6.882 m³

Schüttgut: 7.091 m³

Containerkapazität: 333 TEU
Antrieb: 1 x 8 Zylinder Dieselmotot MaK 8M32 mit 3.840 kW
Propeller: 1 x Verstellpropeller
Stromerzeugung:

1 x Wellengenerator 982 kVA

1 x MAN L6 16/24 mit Generator 374 kVA

1 x Notstromgenerator Volvo TAMO 122 A mit 140 kVA

Bugstrahlruder: 1 x Jastram 300 kW
Geschwindigkeit: 15,5 kn

*technische Daten der TIMBUS ähnlich.

 

 

 


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