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F-35 und neue Probleme


Meinung:

Christina Wagner

F-35 Lightning II für die Luftwaffe
F-35 im Look der Luftwaffe des TaktLwG 33 (Art Impression des möglichen Aussehens)

Der Ersatz der Tornados in Büchel mutet schon merkwürdig an. Zuerst überlegte man die F-35 zu beschaffen, dann, da auch die ECR-Tornados abzulösen waren, entschied man sich für die F-18, mit der sowohl die IDS als auch die ECR Tornados ersetzt werden könnten. Da es bei der F-18 Probleme bei der Zukunftsfähigkeit gab (Ausmusterung ab 2030 bei der US-Navy), hob man diese Entscheidung wieder auf. Nach dem Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine im Februar, entschied man sich im März für die F-35A als Ersatz für die IDS Tornados und dem Eurofighter als ECR Ersatz. Doch bei allem Eifer zur schnellen Entscheidung wurde in den letzten 9 Monaten kein Vertrag geschlossen.

 

Deshalb verkündete Bundeskanzler Scholz nun, die F-35 faktisch zur Chefsache zu machen und den Vertrag unter Dach und Fach zu bringen. Nun scheinen jedoch Bedenken des Verteidigungsministeriums aufgekommen zu sein. Der Umbau des Fliegerhorstes Büchel für den Einsatz der F-35 könne womöglich nicht rechtzeitig fertig werden. Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen der USA sei zudem mit Kosten von mehr als 170 Mio. Euro zu rechen. Auch scheint die Zulassung der F-35 für den Flugbetrieb in Deutschland bis 2026 problematisch zu sein. Sollte diese nicht 2026 vorliegen, wäre der Flugbetrieb nur eingeschränkt möglich. Nun soll wohl ein Krisengipfel diese Probleme lösen.

 

Vielleicht wäre auch angezeigt, diesen Gipfel zu nutzen und die Entscheidung bezüglich der F-35 noch einmal grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen.

 

Das Joint Strike Fighter Programm (JSF) wurde in den USA aus der Taufe gehoben um für die Air Force, Navy und Marines ein gemeinsames kostengünstiges Kampflugzeug bereitzustellen. Durch die explosionsartig gestiegen Kosten bei dem Programm ist dieses Ziel verfehlt worden. Die F-35 ist alles andere als ein günstiges Kampflugzeug geworden. Es hat sich vielmehr zu einem der teuersten Projekte entwickelt. Hierdurch, und durch die anhaltenden technischen Probleme der F-35, ist das Programm selbst in den USA in Kritik geraten. Neben zahlreichen Softwareproblemen bereitet vor allem das Triebwerk Schwierigkeiten. Da die Zelle aller F-35 Varianten auf der Version des Senkrechtstartes beruhen, konnte die F-35 nur mit einem Triebwerk ausgestattet werden. Dieses erforderte ein mit 191 KN Nachbrennerschub  derzeit leistungsstärkstes Triebwerk. Dieses Triebwerk war schon in der Entwicklung ein permanentes Problemkind und bereitet wohl noch immer größere Probleme.

 

Aus meiner Sicht wollte man bei der F-35 zu viel. Die Grundidee aus einer Basisversion gleichzeitig einen Senkrechtstarter und ein konventionelles Kampflugzeug zu bauen brachte mehr Nachteile als Vorzüge. Die notwendigen konstruktiven Nachteile der Zelle des Senkrechtstarters F-35B prägen auch die Versionen F-35A und F-35C, den konventionellen Kampfjets. Schon im März bin ich auf diese Problematik eingegangen. Wenn eines aus dem F-35 Programm hervorgegangen ist, dann ein Ersatz für den gealterten Senkrechtstarter HARRIER. Aber auch ein konventionelles Kampflugzeug?

 

Ein wesentlicher Grund für die Beschaffung der F-35 war die Systemgleichheit innerhalb der NATO. Sicherlich sind hier gewisse Vorteile u. a. bei Einsatz, Wartung, Beschaffung nicht zu verkennen. Weil andere NATO-Staaten sich für die Beschaffung der F-35 entschieden haben, sollte es aber kein Automatismus geben. Hauptwaffensystem der Luftwaffe wird auch nach dem Ausscheiden des Tornados der Eurofighter Typhoon bleiben. Die Entscheidung für die Nukleare Teilhabe ein gesondertes System zu beschaffen beruht auf der bisherigen Verweigerung der USA dem Eurofighter die Zulassung für den Einsatz der B-61 Atombombe zu erteilen. Technisch wäre es sicherlich kein Problem, aber hier spielen wahrscheinlich politische und wirtschaftliche Interesse der USA eine Rolle. Daher ist man gezwungen, die IDS TORNADOS des TaktLwG 33 in Büchel durch ein US-amerikanisches Modell zu ersetzen. Bei einer Beschaffung von nur 35 Maschinen ist zu hinterfragen, ob bei dieser Stückzahl und dem Einsatz bei nur einem Geschwader die Systemgleichheit eine relevante  Rolle spielt.  Andere Kriterien sollten hier nicht aus den Augen verloren werden.

 

 

F-15 Eagle II bei der Luftwaffe
Alternative zum Ersatz des Tornados: Die F-15 Eagle II. Art-Impression wie sie beim TaktLwG 33 aussehen könnte

Anstelle der noch immer mit Problemen behafteten hochkomplexen F-35 bietet sich aus meiner Sicht noch immer die F-15 Eagle II an. Sie basiert zwar auf einen Entwurf aus den 1970er Jahren, ist aber eine brandneue Maschine die gerade bei der US-Air Force eingeführt wird. Sie ist extrem leistungsfähig, basiert auf einem  einsatz- und merfach kampferprobten Modell und erfüllt auch die Kriterien für die Nukleare Teilhabe. Zweifelsohne gehört auch sie nicht zu den billigen Maschinen und ist kein Stealth Flugzeug wie die F-35. Dafür hat sie andere Vorzüge, wie Geschwindigkeit, Wendigkeit, Agilität, Kampfkraft und nicht zuletzt die schon erwähnte Bewährtheit.

 

Da jedoch die Beschaffungsplanung aus dem Sondervermögen schon jetzt an ihre Grenzen stößt und Projekte herausgenommen oder reduziert werden müssen, stellt sich die Frage finazieller Machbarkeit. Unter diesen Aspekt wäre wohl die zuvor geplante Abslösung der IDS und ECR Tornados durch die F-18 Super Hornet und F- 18 Growler die günstigere Variante. Hierdurch könnten Mittel aus dem Sondervermögen auch für andere Projekte wieder bereitgestellt werden. Die F-18 ist zwar auch wie die F-15 nicht ein Kampflugzeug der neusten Generation, aber in seinen aktuell gefertigten Versionen trotzdem ein hochmodernes und effektives Kampflugzeug, welches bei der US-Navy sich in zahlreichen Einsätzen bewährt hat. Problem ist die erwähnte Ankündigung der US-Navy die F-18 ab 2030 schrittweise auszumustern. Wenn die technische Entwicklung und Ersatzteilversorgung bis etwa 2040 gesichert werden kann, ist die F-18 durchaus eine Alternative zur teuren F-35. Allerdings bedarf es jetzt eine schnelle Entschweidung, da es Verzögerungen schon genug gegeben hat.

 

Andererseits ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Entscheidung für die F-35A überhaupt noch einmal hinterfragt wird. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass der Ausbau des Fliegerhorstes Büchel, eventuell auch mit zusätzlichen Haushaltsmitteln, beschleunigt wird. Daher dürfte die Frage nach einem anderen Flugzeugtyp wohl als rein hypothetisch anzusehen sein.

 

 

Nach all der Kritik am zum Teil veralteten Gerät der Bundeswehr möchte man mit dem „modernsten Kampflugzeug der Welt“ als Pestigeobjekt  ein Zeichen setzen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Probleme der F-35 bis zur Auslieferung an die Bundeswehr behoben sind. Ansonsten können wir uns womöglich anstelle von Berichten über einen Supervogel auf die eines Pannenvogels freuen.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Karl-Heinz Brüggmann (Dienstag, 06 Dezember 2022 23:02)

    Hier wird die Meinung durch einen Beitrag bestätigt: t-online, unter Politik Deutschland vom 06.12.2022, Überschrift Ein Schrotthaufen für die Bundeswehr?
    Wenn sogar ein ehemaliger US Verteidigungsminister 2020 von einem "Schrotthaufen" spricht, kann es sich hier nicht um ein Qualitätsprodukt handeln.
    Damit wird die Bundeswehr keine führende Rolle in Europa erreichen.
    Wie steht die Führung in der Bundeswehr eigentlich dazu?
    In der Materialbeschaffung für die Bundeswehr scheinen die Regierungs-verantwortlichen sehr überfordert zu sein. Zudem bekommt man den Eindruck, dass bei ihnen auch durch fehlende Kenntnis so einiges in die falsche Richtung läuft.